"Hört Ihr Leut' und lasst Euch sagen …". Ist der Berufsstand des Nachtwächters in modernen Zeiten auch schon längst ausgestorben, dieser Mahnruf ist den Besuchern des Frundsbergfests keineswegs unbekannt. Wie schon im Mittelalter, so zieht auch heute der Nachtwächter seine Runden, sobald es dunkel wird. Gekleidet in einen langen, dunklen Umhang, bewaffnet mit Hellebarde und ausgerüstet mit Laterne und Horn macht er sich auf den Weg, den Menschen zu sagen, welche Stunde geschlagen hat. Und das im doppelten Sinn des Wortes. Denn in einer Epoche, in der die (zuverlässige) Zeitmessung noch eine ausgesprochen diffizile, aufwändige und infolgedessen seltene Angelegenheit ist, obliegt es dem Nachtwächter, die Uhrzeit zu verkünden.
Gleichzeitig steht er als Mahnung für eine Ordnung, die sich in ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft noch ganz dem Willen des einzigen Gottes unterworfen sieht, gegenüber dem sich alle menschlichen Bemühungen geradezu unbedeutend und klein ausnehmen müssen: "Menschenwachen kann nichts nützen, Gott muss wachen, Gott muss schützen. Herr, durch deine Güt und Macht, schenk uns eine gute Nacht!". Der Nachtwächter mag zwar den Schlaf der Bewohner behüten, sie vor allen Dingen vor Feuer, aber auch vor Dieben, Gesindel und Übeltätern schützen. Die Seele des Menschen aber kann er nicht retten. Denn Gottes Pläne sind undurchsichtig und das Kommen des Jüngsten Gerichts nicht vorherzusehen. "Zwölf, das ist das Ziel der Zeit, Mensch bedenk die Ewigkeit!" Die Mahnung hinter diesen Worten an den braven Christenmenschen ist mehr als eindeutig: Nur ein gut Gewissen ist letztlich ein sanftes Ruhekissen.