Die Prozedur der Bartabnahme ist eigentlich keine offizielle Festveranstaltung. Dennoch lohnt es sich, am letzten Festabend aufmerksam durch die verschiedenen Lager zu streifen. Kann man doch hier zum staunenden Zeugen eines mirakulösen Schauspiels werden, dass wieder zum Vorschein kommt, was nie wirklich weg, aber gut versteckt war. Denn spätestens zu Beginn eines jeden Frundsbergfestjahres lautet für alle Landsknechte, aber auch für so manchen Bürger und Edelmann, die unumstößliche Order, dass ab jetzt Haare und Bärte sprießen müssen. Ein untrügliches Zeichen für das herannahende Frundsbergfest, aber auch für den Wechsel der Mode gegen Ende des 15. Jahrhunderts, die nun den Vollbart propagierte. Dem Edelmann galt er, sofern akkurat geschnitten, als Statussymbol. Den Landsknecht, allzu oft mit den eingeschränkten Bedingungen eines Lebens im Feld konfrontiert, kennzeichnete der Bart auf seine Gefährlichkeit und Wildheit hin.
Nun sind aber die Edlen, Bürger und Landsknechte der Frühen Neuzeit schon längst ausgestorben. Und auch deren Statussymbole und Abschreckungsmethoden haben sich heute gänzlich gewandelt. So muss am Ende des Fests wieder gestutzt werden, was im modernen Alltag nur stutzig machen würde. Nebenbei erwähnt: Laut der glaubhaften Versicherung eines Landsknechts, der es schließlich wissen muss, ist das beste Bartwuchsmittel nach wie vor ein möglichst exzessives Lotterleben. Da mag sich nun so mancher Mann an seinem imaginären Barte fassen und mit dem Gedanken spielen, ob er nicht doch einem Fähnlein beitreten sollte.
am letzen Sonntag des Fests
abends